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Wednesday, August 31, 2011

Deutscher Presserat billigt Vandalismus in Wikipedia

In einer Stellungnahme zur Beschwerde über den Artikel „Wie ich Stalins Badezimmer erschuf“ (siehe Schmutzige Wäsche in „Stalins Badezimmer“) wies der Deutsche Presserat diese u.a. mit der Begründung ab, der Journalist habe „ein zulässiges Experiment zur Überprüfung der Fälschungssicherheit aber auch der Zuverlässigkeit der Informationen von Wikipedia vorgenommen.“ Aufschlußreich ist auch der Hinweis, man sähe keine Verletzung der Achtung vor der Wahrheit darin, „dass der Journalist in die Wikipedia einen falschen Hinweis hineingeschrieben hat.“

Dies steht in deutlichem Widerspruch zur Auffassung der Autorengemeinschaft der Online-Enzyklopädie, die eine „vorsätzliche und bewusste Beschädigung von Inhalten der Wikipedia“ als Vandalismus ansieht (Wikipedia:Vandalismus).

Da der Deutsche Presserat diese Stellungnahme bisher nicht veröffentlicht hat, sind im folgenden die Stellungnahme und die Beschwerde vollständig wiedergegeben.

Friday, March 25, 2011

Schmutzige Wäsche in „Stalins Badezimmer“

In der Präambel des Redaktionsstatuts der „Berliner Zeitung“ ist vom „hohen Niveau ihrer Berichterstattung und Kommentierung“ die Rede. An diesem Anspruch sollten sich auch die Methoden der Recherche messen lassen.

Unter dem Titel „Wie ich Stalins Badezimmer erschuf“ berichtete ein Journalist in der „Berliner Zeitung“ vom 24.03.2011 darüber, wie er den Wikipedia-Artikel über die Karl-Marx-Allee verfälscht hatte und wie diese Falschinformation weiter verbreitet wurde.

Vielleicht ist es ein wenig in Vergessenheit geraten, daß Autoren in Wikipedia unbezahlte Arbeit leisten. Nennt man dies richtigerweise ehrenamtlich, wie der Autor des Artikels, dann bekommt seine journalistische und bezahlte Arbeit einen seltsamen Beigeschmack. Dabei ist seine Recherche nicht einmal sorgfältig, denn wenn er schreibt, eine „Schar ehrenamtlicher Mitarbeiter prüft die Einträge der Nutzer vor Veröffentlichung auf Plausibilität“, dann ist das schlicht falsch. Die sogenannte Sichtung bedeutet lediglich, daß „ein regelmäßiger Autor der Wikipedia den Artikel durchgesehen hat und die Version frei von offensichtlichem Vandalismus ist“ (Wikipedia:Gesichtete Versionen).

Friday, January 14, 2011

Zehn Jahre Wikipedia

Bereits als Schüler wurde mir von meinen Lehrern vermittelt, Lexika und andere Nachschlagewerke als Einstieg in ein neues Wissensgebiet zu nutzen – nicht als einzige oder Primärquelle. In meiner Ausbildung an der Universität lernte ich in und von der Gemeinschaft erfahrener Wissenschaftler das methodische Handwerk ebenso wie den damaligen "Stand der Wissenschaft" kennen. Zur Methodik gehörte dabei der Grundsatz nach Descartes, daß an allem zu zweifeln sei (De omnibus dubitandum est) – nach dem Verständnis von Hegel als Verzicht auf jedes Vorurteil (vgl. Fußnote im Artikel "Skeptizismus" in Wikipedia).

Auch als Autor im Projekt Wikipedia lerne ich in und von der Gemeinschaft anderer Autoren. Ebenso wie in meinen Arbeiten an der Universität und im beruflichen Alltag als Wissenschaftler ist es selbstverständlich, die benutzten Quellen anzugeben und Aussagen zu belegen. Ein wichtiger Unterschied ist allerdings, daß jeder Schritt sofort archiviert wird und dauerhaft einsehbar bleibt. Dadurch kann jeder Leser nicht nur das Ergebnis prüfen, sondern auch den Weg, der dazu geführt hat. Werkzeuge wie WikiTrust, die auch Nichtfachleuten eine erste Einschätzung der Glaubwürdigkeit ermöglichen, werden so überhaupt erst möglich – und solche Werkzeuge gibt es daher nicht für traditionelle Nachschlagewerke. Unterstützt werden dadurch auch solche Wikipedia-Projekte wie Begutachtung, Bewertung und Qualitätssicherung.