Das digitale Angebot ist eine Ergänzung zum "Kulturerlebnis analog". Und die Erfahrung zeigt im Übrigen auch, dass gerade da, wo Appetit gemacht wird im Netz, das reale Kulturerlebnis dann sogar noch vermehrt gesucht wird.Heißt das umgekehrt, dass Kulturerlebnisse im Netz (oder im Fernsehen, im Radio, beim Lesen eines Buches ...) nicht real sind?
Die Gegenüberstellung von „analoger“ und „digitaler“ Kultur verkennt den umfassenden Charakter kultureller Aktivitäten und deren tiefe Verwurzelung in der geistigen Sphäre menschlicher Existenz (vgl. den Wikipedia-Artikel Kultur). Das Netz und seine vielfältigen Wechselwirkungen in und mit der gegenständlichen Welt, in der Menschen leben, die diese Welt gestalten, sind vielmehr eine untrennbare Einheit geworden.
Für Gedächtnisorganisationen wie Archive, Bibliotheken oder Museen sollte es zum Selbstverständnis gehören, im Netz nicht nur „Appetithäppchen“ zu servieren, sondern in allen Bereichen der Gegenwartskultur – und dazu gehört das Netz – an der Gestaltung der vergangenen Kultur in ihrer Rezeption mitzuwirken. Der nüchterne Blick auf den Stand der Kulturgutdigitalisierung zeigt, dass dies gegenwärtig nicht erreicht wird.
Siehe auch:
- Teil der Gegenwartskultur – Gestaltung der vergangenen Kultur in ihrer Rezeption (Thomas Tunsch: Kommunikation für Experten: Kulturelle Gedächtnisorganisationen und vernetzte Arbeitsgemeinschaften, EVA 2011 Berlin: 9.-11. November 2011)
- Lisa Klaffki, Stefan Schmunk, und Thomas Stäcker, Stand der Kulturgutdigitalisierung in Deutschland: Eine Analyse und Handlungsvorschläge des DARIAH-DE Stakeholdergremiums “Wissenschaftliche Sammlungen”, DARIAH-DE Working Papers, GOEDOC - Dokumenten- und Publikationsserver der Georg-August-Universität Göttingen, 26 (2018), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:7-dariah-2018-1-3
- Thomas Tunsch: Museum x.0: Digitale Zukunft oder Brennholzverleih? EVA 2018 Berlin
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